· 

Namasté

Was heißt eigentlich "Namasté"? Am Anfang der Yogastunde und am Ende verbeugen wir uns ( jede*r der, die möchte) und manchmal wird diese Verbeugung von einem gesprochenen Namasté begleitet.

"Nama" bedeutet Verbeugung, Verehrung, "as" heißt ich und "té" heißt du: "Ich verbeuge mich vor dir."

oder alternativ auch: Namas bedeutet Verehrung, Verbeugung, té steht für du/dir: Verehrung sei dir... alles in allem auch:

Ich grüße das Göttliche in dir.

 

Und was mache ich bitte wenn der amerikanische Präsident an meiner Yogastunde teilgenommen hat ...? na, wie fühlt sich das denn dann an?...au, nein, au, nein, au, nein... ;)... und jetzt?

 

Hier kommt die Lösung...ich möchte euch heute ein paar Zeilen aus dem Buch: "Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen" von Jack Kornfield direkt im Vorwort zu finden, hier niederschreiben.

es geht los:

Eine Verbeugung zu Anfang

Als ich vor über 30ig Jahren in einem thailändischen Waldkloster als buddhistischer Mönch aufgenommen wurde, musste ich das Verbeugen lernen. Das fiel mir zunächst schwer. Beim Betreten der Meditationshalle hatten wir niederzuknien und mit dem Kopf dreimal ehrerbietig den Steinboden zwischen den Händen zu berühren. Es war eine Aufmerksamkeits- und Respektübung, mit der wir unsere mönchische Verpflichtung zu Schlichtheit, Mitgefühl und Aufmerksamkeit körperlich zum Ausdruck brachten. Dieselbe Verbeugung gehörte sich, wenn wir zur Übung in Anwesenheit des Meisters Platz nahmen.

Nachdem ich ein oder zwei Wochen im Kloster war, nahm mich einer der älteren Mönche zu einer weiteren Instruktion beiseite: "Hier im Kloster hast du dich nicht nur beim Betreten der Meditationshalle und vor den Belehrungen des Meisters zu verbeugen, sondern auch jedes Mal, wenn du einem Älteren begegnest."

Als einziger Westler wollte ich mich korrekt verhalten und fragte, wer denn meine Älteren seien? "Traditionell sind das alle, die vor dir ordiniert worden sind, denn die sind schon länger Mönch als du und damit deine Älteren.", erfuhr ich. Mir war sofort klar, dass das alle für mich waren.

Also fing ich an mich vor jedem zu verbeugen. Manchmal war das ganz in Ordnung - in der Gemeinschaft gab es doch einige weise und würdige Ältere. Aber manchmal kam ich mir lächerlich vor. So musste ich mich zum Beispiel vor einem einundzwanzigjährigen Mönch verbeugen, der ziemlich viel auf sich hielt und seinen Eltern zuliebe oder auch vielleicht nur der besseren Kost wegen im Kloster war, bloß weil er eine Woche vor mir ordiniert worden war.  Oder ich musste mich vor einem alten, ungepflegten Reisbauern verbeugen, der vor einem Vierteljahr im Zuge der Ruhestandsregelung für Bauern ins Kloster gekommen war, der ständig Betelnuss kaute und noch nie in seinem Leben meditiert hatte. Es fiel mir schwer, diesen Mitbewohnern in der Waldeinsamkeit solchen Respekt zu zollen, als wären sie große Meister.

Trotzdem verbeugte ich mich weiter, während ich in meiner Not nach einer Lösung suchte.

Und als ich mich wieder auf einen Tag voller Verbeugungen vor "meinen Älteren" gefasst machte, kam ich schließlich auf die Idee, meine Verbeugung einem würdigen Aspekt des Betreffenden zu widmen. Ich verbeugte mich vor den Lachfalten des alten Bauern dafür, dass er all die Schwierigkeiten durchgestanden hatte, denen er in seinem Leben begegnet war. Ich verbeugte mich vor der Lebensfreude und Tatkraft der jungen Mönche, vor den unglaublichen Chancen, die das Leben noch für sie bereit hielt.

Mir begann das Verbeugen Spaß zu machen.

..........Was immer sich bewegte, ich verbeugte mich davor....Die wahren Aufgaben des spirituellen Lebens liegen nicht in weiter Ferne, und sind auch nicht in außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen zu finden: Sie warten hier und jetzt auf uns. Man muss dem Leben, so wie es ist, auf kluge, achtsame und freundliche Art begegnen. Alles verdient diese Art von Verbeugung, Schönheit und Leiden, Verstrickung und Verwirrung, Ängste und weltliche Ungerechtigkeit....

Es ist nicht unbedingt leicht, sich statt vor Idealen vor dem zu verbeugen, was ist, aber ungeachtet dessen ist es eine der nützlichsten und würdigsten Übungen überhaupt. 

 

Hier will ich mit dem Vorwort von Jack Kornfield enden.  Ich finde es sehr schön ...am schwersten fällt mir die Verbeugung vor weltlicher Ungerechtigkeit. Ich krieg die Verbeugung vor dem amerikanischen Präsidenten vielleicht hin, wenn er da so bemüht die Asana "den Tänzer" praktiziert hat- aber am leichtesten kann ich mich  z.B. vor einem solchen Wesen hier verbeugen... 

 

Quelle -Pixabay

Verbeugen vor weltliche Ungerechtigkeit ?- ich hab da was noch nicht verstanden...aber ich hab da so ne Ahnung...und yep- ich arbeite dran...und verbeuge mich vor dem Prozess der Arbeit.

 

Es gibt so viel zu lernen und zu entdecken-...vielleicht gerade jetzt ...ich freue mich drauf - du auch? :D.

 

Namasté :)